生老甲斐 Ikigai und die Entfremdung japanischer Konzepte im Westen
Ikigai ist ein Begriff, der sich mit „Lebenssinn“ oder „Grund zu leben“ übersetzen lässt, dieser ist tief in der japanischen Kultur verwurzelt. Er steht für etwas, das dem Leben Bedeutung verleiht, nicht im großen, spektakulären Sinne, sondern oft in den kleinen, stillen Momenten des Alltags. Es geht um das, was einen morgens aufstehen lässt.
Jetzt komme ich zu dem eigentlichen Punkt, weil jemand zu mir sagte, man bräuchte doch keinen Meister um dies zu verstehen, viele gebe es nachzulesen und das ist das eigentliche Problem. In Japan ist das System zu lehren und zu lernen ein anderes.
Doch was in Japan über Generationen hinweg eine ganzheitliche, persönliche Erfahrung war, wurde im Westen in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend simplifiziert und oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Das gilt nicht nur für Ikigai, sondern für viele japanische Lebens- und Denkkonzepte, die im Zuge der sogenannten Verwestlichung in vermeintlichen Fachbüchern, Blogs und Coachings auf einfache Formeln reduziert wurden.
Das populäre „Ikigai-Diagramm“ mit den vier Kreisen „Was du liebst“, „Worin du gut bist“, „Womit du Geld verdienen kannst“ und „Was die Welt braucht“ ist ein gutes Beispiel für eine solche Vereinfachung. Ursprünglich stammt dieses Modell von einem spanischen Autor und hat mit dem kulturellen und spirituellen Hintergrund des japanischen Ikigai wenig zu tun. Es ist ein nützliches Werkzeug zur beruflichen Orientierung, aber kein authentischer Ausdruck des Konzepts Ikigai.
Ähnlich verhält es sich mit den modernen Budosportarten. Viele der heute verbreiteten Formen, etwa modernes Karate, Judo oder Kendo, sind stark von sportlichen Wettkampfgedanken, internationalen Regelwerken und wirtschaftlichen Interessen geprägt. Was einst als Weg (Dō) der Selbstkultivierung, Disziplin und inneren Entwicklung verstanden wurde, ist heute vielerorts ein Sport geworden, der Medaillen, Gürtel und Titel als Hauptziele hat.
Dabei ging es im klassischen Budo, wie es etwa in der Edo Zeit gelebt wurde, um weit mehr als Technik: Es war ein Lebensweg, verbunden mit ethischen, philosophischen und spirituellen Aspekten. Disziplin, Respekt, Bescheidenheit, Achtsamkeit und das stete Streben nach innerem Gleichgewicht standen im Zentrum. Viele dieser Prinzipien sind in modernen Dojos nur noch Randnotizen, wenn überhaupt.
Das bedeutet nicht, dass moderne Budosportarten keinen Wert haben. Sie bringen Bewegung, Gemeinschaft und Zielstrebigkeit ins Leben vieler Menschen und das ist wichtig. Doch man sollte sich bewusst sein, dass sie nicht automatisch dieselbe Tiefe oder denselben Ursprung in sich tragen wie die traditionellen Künste.
Wer sich wirklich für Konzepte wie Ikigai oder Budo interessiert, sollte im übertragenen Sinne aus der Quelle trinken: sich mit originalen japanischen Texten beschäftigen, mit Lehrern lernen, die den kulturellen Kontext leben und weitergeben, und nicht zuletzt sich Zeit nehmen. Denn diese Konzepte sind nicht für schnelle Selbstoptimierung gedacht, sondern laden zu einem langen, ehrlichen Weg der Selbsterkenntnis ein.
Sascha Uvira Daishihan Bujinkan Budo Taijutsu
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Giri, 義理, Pflichtgefühl und chūsei, 忠誠, Loyalität
Für mich ist Loyalität 忠誠, chūsei eines der wichtigsten Prinzipien im Leben. Sie bedeutet für mich mehr als nur Verlässlichkeit – sie ist ein Ausdruck von Ehrlichkeit, Vertrauen und tiefem Respekt gegenüber den Menschen, die mir wichtig sind.
Ich glaube fest daran, dass Beziehungen – egal ob Freundschaften, Familie oder Partnerschaften – nur dann wirklich stark und beständig sind, wenn sie auf Loyalität und Treue basieren. Wenn ich mich jemandem verbunden fühle, dann stehe ich zu dieser Person, auch wenn es einmal schwierig wird. Ich bin kein Mensch, der andere leichtfertig im Stich lässt oder nur dann da ist, wenn es bequem ist.
Loyalität bedeutet für mich auch, nicht schlecht über Menschen zu reden, denen ich nahe stehe, und mich für sie einzusetzen, wenn es nötig ist. Ich erwarte das Gleiche von meinem Umfeld – nicht aus Egoismus, sondern weil es zeigt, dass man sich gegenseitig wertschätzt und respektiert.
In einer Welt, in der vieles schnelllebig und unverbindlich geworden ist, halte ich es für umso wichtiger, zu seinen Werten und Versprechen zu stehen. Für mich ist Loyalität nicht nur ein Wort, sondern eine Einstellung, die ich lebe – jeden Tag.
Loyalität in Japan ist tief in der Kultur verwurzelt und beeinflusst viele Aspekte des Lebens. Während sich das Konzept mit der Modernisierung weiterentwickelt hat, bleibt es ein fundamentales Prinzip, das Respekt, Verantwortung und Gruppenzugehörigkeit betont.
Auch in Familien, Freundschaften und sozialen Gruppen spielt Loyalität eine große Rolle. Das Konzept von giri (義理, Pflichtgefühl) beschreibt die moralische Verpflichtung, anderen gegenüber loyal zu sein, selbst wenn es persönliche Opfer erfordert. Das Prinzip der Loyalität (忠誠, chūsei) ist eng mit dem Kodex der Samurai, dem Bushidō (武士道), verbunden. Samurai waren ihrem Herrn (Daimyō) gegenüber absolut loyal, oft sogar bis zum Tod (Harakiri/Seppuku, falls sie ihre Ehre oder Treue verletzt hatten). Diese Ideale beeinflussen noch heute das japanische Denken.
Sascha Uvira Daishihan Bujinkan Budo Taijutsu
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